Wie die meisten Motorsport-Fans bin ich jetzt nicht unbedingt der aller größte Fan von SUVs und deren Coupé-Varianten. Wer eins haben will, soll meinetwegen damit durch die Gegend fahren. Ansonsten waren mir Mercedes AMG GLE Coupé, BMW X4/5/6 usw. ziemlich egal. Zumal ich sie auch optisch bisher nicht besonders cool fand (das Heck vom X6 geht mal garnicht…).
Ein bisschen geändert hat sich das allerdings, als ich zum ersten Mal live einen Audi Q8 gesehen hatte. Das komplett schwarze Modell hatte doch ganz schön was hergemacht.
Neuestes Q-Modell: Audi RS Q8
Vor kurzem haben die Ingolstädter dann den Audi RS Q8 als Flaggschiff der Q8-Baureihe offiziell vorgestellt und den finde ich mal richtig fett. Ein paar Wochen vorher hatte ein Vorserienmodell bereits einen neuen Rekord für SUV auf der Nordschleife aufgestellt.
Ob jemals ein Besitzer seinen RS Q8 über die Nordschleife prügeln wird, ist natürlich fraglich, aber alleine die Tatsache dass er es könnte, beruhigt wahrscheinlich ungemein. Es ist nämlich allerhand Technik an Board, die ich zumindest theoretisch mal etwas genauer unter die Lupe genommen habe.
600 PS im SUV-Coupé
Nach einer langen Zeit des Rätselratens gibt es nun auch offizielle Zahlen und Fakten zum Audi RS Q8. Zuerst mal die wichtigsten Eckdaten in Kürze: Unter der Haube steckt ein V8-Biturbo (heiße Seite innen) mit 4,0 Litern Hubraum und 600 PS sowie 800 Nm Drehmoment. Das erlaubt trotz des bestimmt nicht gerade geringen Leergewichts den Sprint von 0 auf 100 km/h in 3,8 Sekunden. 305 km/h sind mit dem optionalen RS-Dynamikpaket plus maximal möglich. Beeindruckend für ein Fahrzeug mit solchen Ausmaßen.
Die 8-Gang Automatik überträgt die Kräfte an das mechanische Mittendifferenzial, welches als Planetengetriebe aufgebaut ist und die Kraft standardmäßig im Verhältnis 40:60 an Vorder- und Hinterräder verteilt. Bei Schlupf verändert sich dieses Verhältnis. Das optionale quattro Sportdifferenzial erlaubt sogar aktives Torque Vectoring – also die dynamische Verteilung der Kräfte zwischen den Hinterrädern bei Kurvenfahrt.
Gebremst wird entweder mit der serienmäßigen Stahlbremsanlage oder mit der optionalen Keramik-Bremse.
Intelligente Vernetzung aller Systeme
Wie beispielsweise auch beim neuen Mercedes GLS 63 AMG, kommt auch im RS Q8 ein Mild-Hybrid System zum Einsatz, welches eine Boardspannung von 48 Volt ermöglicht. Ein Riemen-Starter-Generator, welcher mit der Kurbelwelle verbunden ist, kann beim Bremsen und Rollen bis zu 12 kW in die Batterie speisen. Dies ist allerdings abhängig von der aktuellen Fahrsituation und der Einstellung des Fahrdynamiksystem Audi drive select. Wahlweise kann das Antriebsmanagement nämlich zwischen 55 und 160 km/h auch den V8-Motor ausschalten und das Fahrzeug bis zu 40 Sekunden lang segeln lassen. Auch das Start-Stopp-System kann so schon ab 22 km/h genutzt werden. Insgesamt können so bis zu 0,8 Liter Sprit auf 100 Kilometern gespart werden.
Das 48V-System versorgt aber beispielsweise auch die komplette Sensorik des Fahrzeugs mit Spannung. Alles ist intelligent vernetzt – so auch das Start-Stopp-System. Beispielsweise springt der V8 im Stand wieder an, sobald die Frontkamera bemerkt, dass sich das Fahrzeug vor dem Audi RS Q8 bewegt. Insgesamt hat der Audi RS Q8 mehr als 30 Assistenzsysteme an Board.
Netflix für Hubraum: Zylinder auf Abruf
Ein weiteres interessantes System ist cylinder on demand (kurz COD). Das heißt ungefähr genau das, nach was es sich anhört: Bei Bedarf können bei geringer bis mittlerer Last und Drehzahl die Zylinder 2, 3, 5 und 8 abgeschaltet werden. Einspritzung und Zündung werden deaktiviert und die Ein- und Auslassventile geschlossen. Als Vierzylinder fährt der RS Q8 mit effizienteren Kennfeldern und kann wiederum Kraftstoff sparen. Sobald man aber wieder mehr Kraft benötigt werden die verbleibenden Zylinder on demand wieder zugeschaltet.
Hightech Fahrwerk meistert jede Fahrsituation
Auch im Fahrwerk steckt jede Menge Technik, ohne die ein solch großes und gleichzeitig schnelles Fahrzeug wahrscheinlich auch schwer zu handeln wäre. Vorder- und Hinterachse sind als Fünflenker-Konstruktion ausgeführt (da freut sich der Mechaniker) und können auf einwirkende Längs- und Querkräfte voneinander getrennt reagieren.
Wem das als Technik-Nerd bekannt vorkommt: Bereits in den goldenen Zeiten der FIA WEC entwickelten Audi, Porsche und Toyota für ihre Le Mans Prototypen komplexe Systeme, die diese Kräfte trennen konnten. Bei den Le Mans Prototypen ging es aber zusätzlich noch darum den aerodynamischen Anpressdruck so zu handeln, dass das Fahrwerk nicht zu hart wird.
Doch zurück zum Audi RS Q8. Im Gegensatz zum Audi R18 kommt hier eine Luftfederung zu Einsatz, die mit der adaptive air suspension sport mit geregelter Dämpfung verschiedenste Härtegrade von Rennstrecke zum Offroad-Trail und eine Höhenverstellung erlaubt.
Die optionale elektromechanische Wankstabilisierung (EAWS) hält außerdem die Bewegungen der hohen Karosserie bei schnellen Kurvenfahrten in Grenzen. In den Stabilisatoren an Vorder- und Hinterachsen ist je ein Elektromotor integriert, der die Reaktion auf Längs- und Querbewegungen regelt.
Bei Geradeausfahrt sind die beiden Seiten entkoppelt, wodurch Unebenheiten leichter ausgeglichen werden können, was Stabilität und Komfort erhöht. Bei Kurvenfahrten dagegen werden die zwei Hälften des Stabilisators gegeneinander verdreht, was das Wanken der Karosserie verhindert. Das interessanteste an dieser Technik ist allerdings, dass die Elektromotoren an das 48V-Netz gekoppelt sind und dieses durch Rekuperation sogar mit Strom versorgen können. Wenn der Effekt auch nur minimal sein dürfte, heißt das mit anderen Worten, dass das Fahrwerk die Batterie des RS Q8 aufladen kann.
Als letztes Gimmick bietet Audi auch eine Hinterachslenkung an, die ich beispielsweise von meinem eigenen Auto kenne. Die Hinterräder erlauben bei langsamer Fahrt mit bis zu 5 Grad Lenkwinkel (entgegengesetzt zur Vorderachse) einen engeren Wendekreis. Bei schneller Fahrt wird die Stabilität des Fahrzeugs mit einem Lenkwinkel von bis zu 1,5 Grad (gleichgesetzt mit der Vorderachse) erhöht.
Infotainment der neuesten Generation
In Deutschland serienmäßig ist das Infotainmentsystem MMI Navigation plus. Neben Wifi-Hotsport über LTE und Connctivität zu den üblichen Smartphone-Betriebssystemen kann das Navigationssystem anhand der bereits gefahrenen Strecken intelligente Vorschläge machen.
Das Infotainmentsystem wird abgebildet auf dem oberen MMI touch response-Display, welches mit seiner Black-Panel-Optik bei ausgeschaltetem Zustand fast unsichtbar in das Armaturenbrett integriert ist.
Spezielle RS-Anzeigen in Audi virtual cockpit und MMI Display informieren unter anderem über Reifendruck, Drehmoment, Leistung, Temperatur, Rundenzeiten und g-Kräfte, wie man schon im Onboard-Video vom Nordschleifen-Rekord mit Frank Stippler sehen konnte. Die Schaltblitz-Darstellung erinnert den Fahrer beim Erreichen der Drehzahlgrenze an das Hochschalten per Schaltwippe. Auch das optionale Head-up-Display bietet einige interessante RS-spezifische Darstellungen.
Audi RS Q8: Meine Konfiguration
Seit heute kann man sich den RS Q8 übrigens auch online konfigurieren. Ich habe zwar auf keinen Fall das Geld mir so ein Fahrzeug zu leisten, aber ein bisschen träumen darf man ja mal. Ich habe zwar nicht jede Zusatzausstattung angewählt, die es überhaupt gibt, aber gleichzeitig schon ein paar sinnvolle Features angewählt, welche man sich in dieser Preisklasse sicherlich gönnen würde.
Meine Konfiguration könnt ihr euch mit dem Audi Code A78QBQU5 genauer anschauen.
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