24h Le Mans 2015: 17. Gesamtsieg für Porsche, Enttäuschung bei Audi

Porsche 919 Hybrid (19), Porsche Team: Nico Huelkenberg, Earl Bamber, Nick Tandy Porsche 919 Hybrid (17), Porsche Team: Timo Bernhard, Mark Webber, Brendon Hartley; Le Mans 2015 (Foto: Porsche)

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Porsche

Porsche 919 Hybrid (19), Porsche Team: Nick Tandy, Earl Bamber, Nico Huelkenberg (l-r); Le Mans 2015 (Foto: Porsche)

Die Piloten Earl Bamber (NZ), Nico Hülkenberg (DE) und Nick Tandy (GB) sahen mit dem innovativen Porsche 919 Hybrid auf den Tag genau 45 Jahre nach dem ersten Porsche-Gesamtsieg an der Sarthe als Erste die Zielflagge. Das Schwesterauto mit dem Fahrer-Trio Timo Bernhard (DE), Brendon Hartley (NZ) und Mark Webber (AUS) machte den Triumph mit Platz zwei perfekt. Romain Dumas (FR), Neel Jani (CH) und Marc Lieb (DE) brachten den dritten Porsche 919 Hybrid auf Platz fünf ins Ziel.

Keine andere Marke hat beim härtesten Langstreckenrennen der Welt so viele Erfolge vorzuweisen und ist so eng mit dem Mythos Le Mans verknüpft. Auch der bis dato letzte Sieg war ein Doppelsieg gewesen, 1998 angeführt von Allan McNish/Laurent Aiello/Stéphane Ortelli im Porsche GT1.
Erst im vergangenen Jahr war Porsche, angezogen vom neuen Effizienzreglement, in die Topklasse des Langstreckensports zurückgekehrt. Der Porsche 919 Hybrid bringt es mit einem hochmodernen Downsizing-Turbomotor und zwei Energierückgewinnungssystemen auf rund 1000 PS Systemleistung.

Bei der 83. Auflage des 24-Stunden-Rennens in Le Mans wurde der komplexe Rennwagen maximal gefordert. Aufgrund der immensen Leistungsdichte, insbesondere zwischen den drei Porsche 919 Hybrid und den Prototypen von Audi, wurde das Rennen zwei Mal rund um die Uhr praktisch im Qualifying-Modus ausgetragen. Im Abschlusstraining belegten die drei Porsche nicht nur die Plätze eins bis drei, sondern stellten auch einen neuen Qualifying-Rundenrekord für die 13,629 Kilometer lange Strecke auf. Spitze waren darüber hinaus auch die Boxenstopps: Die Mannschaft an der Porsche-Garage fertigte ihre drei Prototypen regelmäßig bedeutend schneller ab, als dies der Konkurrenz gelungen war.

Der siegreiche Prototyp mit der Nummer 19 war als Dritter ins Rennen gegangen, in der Anfangsphase sogar bis auf Position acht zurückgefallen und dann lange Sechster. Es ist ausgerechnet die Rookie-Besetzung, die den Klassiker gewann. Weder Formel-1-Pilot Nico Hülkenberg – der als Start- und Zielfahrer die emotionalsten Momente des Rennens aus der Cockpitperspektive erleben konnte – noch Earl Bamber brachten Le-Mans-Erfahrung mit. Nick Tandy, der dritte Fahrer im Siegertrio, hatte immerhin bereits zwei 24-Stunden-Rennen in Le Mans für Porsche in der GT-Klasse absolviert. Mit superschnellen Runden, hoher Konzentration und Souveränität fuhren die drei ein fehlerfreies Rennen und verdienten sich so den Sieg.

Audi

Audi R18 e-tron quattro #7 (Audi Sport Team Joest), André Lotterer, Marcel Fässler, Benoît Tréluyer; Le Mans 2015 (Foto: Audi)

Audi hat seine Serie von Podiumsergebnissen beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans fortgesetzt, den angepeilten 14. Sieg beim berühmtesten Langstrecken-Rennen der Welt mit den Plätzen drei, vier und sieben aber verpasst.

Die Bilanz der Marke mit den Vier Ringen bleibt imposant: Bei allen 17 Le-Mans-Einsätzen stand mindestens ein Audi-Team auf dem Podium, dieses Mal die Vorjahressieger André Lotterer (D), Marcel Fässler (CH) und Benoît Tréluyer (F). Sie belegten mit ihrem Audi R18 e-tron quattro hinter zwei Porsche den dritten Platz. Mit einer Rundenzeit von 3.17,475 Minuten gelang Lotterer zudem ein neuer Streckenrekord.

Alle drei Audi R18 e-tron quattro waren schnell, aber glücklos. André Lotterer, Marcel Fässler und Benoît Tréluyer kämpften trotz eines frühen Reifenschadens um den Sieg, ehe sich an ihrem R18 am Sonntag um kurz vor 7 Uhr ein großes Teil der Motorabdeckung löste und weitere Schäden am Auto verursachte. Die Reparatur wurde in 6.56 Minuten erledigt, die zwei verlorenen Runden waren aber nicht mehr aufzuholen.
Lucas di Grassi (BR), Loïc Duval (F) und Oliver Jarvis (GB) verloren ihre Siegchance durch einen genauso bizarren wie spektakulären Unfall: Loïc Duval prallte im Streckenabschnitt „Indianapolis“ kurz vor Ende der dritten Stunde vehement gegen die Leitplanken, als er mehreren langsamen Fahrzeugen auswich und von einem GTE-Fahrzeug am Heck touchiert wurde. Dass der R18 nach nur vierminütiger Reparatur das Rennen fortsetzen konnte, sorgte für große Verblüffung und Anerkennung bei den Beobachtern. Am Ende belegten di Grassi/Duval/Jarvis den vierten Platz.
Die besten Chancen auf den Sieg schien lange Zeit der Audi R18 e-tron quattro von Filipe Albuquerque (P), Marco Bonanomi (I) und Le-Mans-LMP1-Neuling René Rast (D) zu haben, der immer in Schlagdistanz zur Spitze blieb und mehrmals die Führung übernahm. Aufgrund von Problemen mit dem Hybridsystem fiel das Audi-Trio aber am Sonntagvormittag hinter die beiden besten Porsche auf Platz drei zurück. Drei Stunden vor Rennende musste als Folge der Hybridprobleme die vordere linke Antriebswelle gewechselt werden. Die Reparatur dauerte 17 Minuten und besiegelte den siebten Platz in der Gesamtwertung.

Toyota

Le Mans 2015 (Foto: Toyota)
TOYOTA Gazoo Racing überstand das fordernde 24-Stunden-Rennen von Le Mans mit beiden Autos und glänzte durch Zuverlässigkeit, aber die Ausbeute auf dem Circuit de la Sarthe mit den Rängen sechs und acht enttäuschte.
Der TS040 HYBRID mit der Startnummer 2 von Alex Wurz, Stéphane Sarrazin und Mike Conway wurde Sechster, das Schwesterauto mit der #2, gefahren von Anthony Davidson, Sébastien Buemi und Kazuki Nakajima, sah die Zielflagge aus Position acht.

Der Sieg in Le Mans war in diesem Jahr das erklärte Ziel von TOYOTA GAZOO Racing, der Ausgang des Klassikers hinterlässt zwar einen bitteren Geschmack, doch das Team ist nach diesem Resultat, das weit hinter den Erwartungen der Vorsaison-Testfahrten zurückblieb, fest entschlossen in allen Bereichen nachzulegen.

Die beiden TS040 HYBRID liefen ausdauernd und zuverlässig, konnten aber das Tempo der Konkurrenz nicht mitgehen. Eine Verbesserung um gut eine Sekunde gegenüber den eigenen Bestzeiten von 2014 erwies sich als nicht genug, um an der Spitze mitzufahren und so wurde es ein einsames Rennen für beide Autos.
Ein einzigen bedeutenden Rückschlag, der sich in der fünften Rennstunde ereignete, als Anthony Davidson mit einem GT-Auto kollidierte und die recht Frontverkleidung beschädigte, hatte das Team zu verarbeiten. Der Schaden beeinflusste das Fahrverhalten nachhaltig und kurz darauf erfolgte deshalb noch ein Ausritt dazu.

Nissan

Der einzige verbleibende Nissan GT-R LM NISMO sieht am Ende die Zielflagge von Le Mans (Foto: Nissan)
Nissan war ganz klar für ein Lehrjahr nach Le Mans gekommen. Der GT-R LM NISMO war ohne Hybridantrieb und deswegen als Frontkratzer unterwegs. Eins der drei Autos erreichte nach den 24 Stunden das Ziel und Nissan feiert die Teilnahme deswegen trotzdem als Erfolg, obwohl die neuen LMP1 sich mit LMP2 und sogar den GTs rumärgern mussten.

Ergebnis 24 Stunden Le Mans 2015

1. Hülkenberg/Bamber/Tandy (Porsche) 395 Runden
2. Bernhard/Webber/Hartley (Porsche) +1 Runde
3. Fässler/Lotterer/Tréluyer (Audi) +2 Runden
4. di Grassi/Duval/Jarvis (Audi) +3 Runden
5. Dumas/Jani/Lieb (Porsche) +4 Runden
6. Wurz/Sarrazin/Conway (Toyota) +8 Runden
7. Albuquerque/Bonanomi/Rast (Audi) +8 Runden
8. Davidson/Buemi/Nakajima (Toyota) +9 Runden
9. Howson/Bradley/Lapierre (ORECA-Nissan) +37 Runden
10. Dolan/Evans/Turvey (Gibson-Nissan) +37 Runden

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