Die Motorsport-Aktivitäten des Volkswagen-Konzerns auf dem Prüfstand

Zur Volkswagen Aktiengesellschafft gehören neben VW selbst unter anderem auch die Marken Audi, Bentley, Lamborghini, Porsche, Seat und Skoda, die alle ihre eignen Motorsport-Aktivitäten haben. Durch den Abgasskandal und die immer noch nicht absehbaren Kosten resultierend aus Rückrufen und Strafen muss der Konzern so viel sparen wie noch nie.
Drohen nun nach dem Ausstieg von Audi aus der FIA WEC weitere Einschnitte im teuren Motorsport?

Audi

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Audi R18 e-tron quattro (Foto: FIA WEC)
[/tw-column] [tw-column width=“two-third“ position=“last“]Audi steigt nach 18 Jahren und 13 Siegen in Le Mans aus der Langstrecken Weltmeisterschaft aus und geht dafür in die wesentlich billigere Formula E. Dies hat gute Gründe: Durch das Comeback von Traditionsmarke Porsche traten zwei VW-Töchter gegeneinander an. Einer von beiden muss dabei zwangsläufig verlieren und belastet trotzdem die Kasse in Wolfsburg. Außerdem ist das Antriebskonzept mit Audis Dieselmotor durch die Entwicklungen im Reglement nicht mehr richtig konkurrenzfähig. Ganz nebenbei lässt sich ein Dieselmotor aus dem VW-Konzern sowieso nicht mehr so besonders gut vermarkten.

Für etwas Stirnrunzeln und Unverständnis sorgt bei mir allerdings diese Aussage:[/tw-column]

„Wenn unsere Serienautos mehr und mehr elektrisch werden, müssen das unsere Motorsportwagen als technologische Speerspitze von Audi erst recht sein.“ – Rupert Stadler

An sich nicht verkehrt, aber in der Formula E sind große Teile des Antriebs und der Batterie Einheitsbauteile, die alle Teams verwenden müssen. Dies dient der Kostenkontrolle, dürfte Audi aber wenig bis garnicht bei der Entwicklung von neuen Elektro-Modellen für die Serienproduktion helfen.
Darüber hinaus bleibt Audis Engagement in der DTM bestehen. Hallo? DTM? Da wird mit urzeitlichen V8-Saugermotoren gefahren, die nicht mal über Direkteinspritzung verfügen. Neue Turbomotoren wurden auf frühestens 2019 verschoben und von Hybrids ist noch gar keine Rede.

Gleichzeitig interessant und angsteinflößend finde ich diesen Satz aus Audis Pressemeldung:

Die Marke bewertet aktuell eine mögliche Ausweitung des Engagements, denn auch im Rallycross-Sport steht das spannende Thema Elektrifizierung auf der Agenda.

Da in der Rallyecross-WM wohl kaum Hybrids zum Einsatz kommen, ist hier sicherlich die Rede von rein elektrischen Rallycross-Boliden. Die sind sicherlich verdammt schnell, aber leider ohne Sound. Das würde mir beim Besuch des Esterings auf jeden Fall fehlen!

Darüber hinaus gibt es noch den Audi R8 LMS, den neuen Audi RS3 LMS und den Audi Sport TT Cup. Während mit dem Verkauf von R8 LMS (GT3, VLN, etc.) und RS3 LMS (TCR, VLN) Geld verdient werden kann, dürfte der TT Cup auch auf der Kippe stehen.

Bentley

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#85 Bentley Continental GT3 während dem Top-30 Qualiying 2015 (Foto: dspicture)
[/tw-column] [tw-column width=“two-third“ position=“last“]Bentley verkauft Continental GT3 für den Kundensport, die zusammen mit M-Sport als Werksautos in der Blancpain Endurance Series eingesetzt werden. Durch die relativ geringen Kosten wird allerhöchstens das Werksteam weg fallen.[/tw-column]

Lamborghini

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Lamborghini Huracan GT3 (Screenshot Youtube/19Bozzy92)
[/tw-column] [tw-column width=“two-third“ position=“last“]Lamborghini hat mit der Blancpain Super Tropheo einen eignen Markenpokal. In der Rennserie kommen Rennstreckentaugliche Huracan zum Einsatz. Darüber hinaus hat Lamborghini einen Huracan GT3 entwickelt. Beide Fahrzeuge dürften technisch einige Gemeinsamkeiten mit dem Audi R8 LMS haben, was die Kosten senkt. Gleichzeitig handelt es sich um reinen Kundensport, an dem Lamborghini noch Geld verdient.[/tw-column]

Porsche

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Car #18 / PORSCHE TEAM (DEU) / Porsche 919 Hybrid Hybrid / Romain Dumas (FRA) / Neel Jani (CHE) / Marc Lieb (DEU) – FIA WEC 6 hours of COTA at Circuit Of The Americas – Austin – United States (Foto: FIA WEC)
[/tw-column] [tw-column width=“two-third“ position=“last“]Porsche bleibt der FIA WEC vorerst erhalten. Die Frage ist allerdings, wie lange die FIA WEC in dieser Form noch besteht. Mit nur zwei Werksteams in der LMP1 (Porsche und Toyota) droht der Verlust des WM-Status und Langeweile. Ein dritter Hersteller muss her, sonst wird Porsche auch nicht mehr lange in der großen Klasse antreten.

Der GT-Bereich dürfte bei Porsche im Großen und Ganzen unangetastet bleiben. Die Werksmannschaft entwickelt gerade die neue GTE-Version des 911ers für die FIA WEC und die amerikanische USCC. Die klassischen Markenpokale wie Porsche Carrera Cup, Porsche Super Cup, Porsche Cayman Trophy (im Rahmen der VLN) usw. funktionieren prächtig.
Nur der Porsche 911 GT3-R scheint nicht mehr alle Kundenteams zufrieden zu stellen: In der VLN testeten während der laufenden Saison bereits mit Frikadelli Racing, Falken Motorsport und der Wochenspiegel Mannschaft drei Porsche-Teams GT3-Boliden anderer Marken bei ausgewählten Läufen. Zumindest bei den Wochenspiegel-Jungs steht der Abschied von der Marke Porsche schon fest.[/tw-column]

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Seat

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Einer der neuen Seat Ibiza aus der TCR. – VLN1 2016 (Foto: Manuel Klinkhammer)
[/tw-column] [tw-column width=“two-third“ position=“last“]Bei Seat dürfte das Motorsport-Budget recht gering ausfallen. Lediglich eine TCR-Variante des Seat Leon wurde entwickelt und durch den Verkauf dieser Fahrzeuge wird auch noch Geld verdient.[/tw-column]

Skoda

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Esapekka Lappi im Skoda Fabia R5 bei der Rallye Deutschland 2016 (Quelle: Skoda Motorsport)
[/tw-column] [tw-column width=“two-third“ position=“last“]Auch Skodas Etat für den Motorsport dürfte im Vergleich zu Audi und VW recht gering ausfallen. Es gibt vom Skoda Fabia verschiedene Rallye-Versionen (R5 und R2), die sich gut verkaufen. In der WRC2 ist Skoda außerdem mit einem Werksteam am Start.[/tw-column]

VW

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Dieter Depping, VW Polo R WRC 2017 (Foto: VW)
[/tw-column] [tw-column width=“two-third“ position=“last“]Immer mal wieder stand der Ausstieg aus der Rallye-WM im Raum. Immerhin gewinnt Volkswagen in der Königsklasse des Rallyesports seit dem werksseitigen Einstieg 2013 fast jede Rallye und hat seit dem bereits 4 Fahrer-Titel in folge geholt. Der fünfte könnte dieses Wochenende folgen.
Diese pure Dominanz lässt sich nur schwer Vermarkten. Da die Entwicklungen für das 2017er Auto aber schon so weit fortgeschritten sind, dürfte VW der WRC zumindest 2017 noch erhalten bleiben. Darüber hinaus schätze ich die Chancen eher schlecht ein.

Neben Volkswagens Engagement in der WRC gibt es außerdem eine TCR-Variante des Golf 7. Ebenfalls ein Auto für den Kundensport.[/tw-column]

Fazit

Die medienwirksamsten Programme verursachen selbstverständlich auch die größten Kosten. Während die Kundensport-Programme aller VAG-Marken unverändert bleiben dürften, ist die langfristige Zukunft von Porsche in der LMP1 und VW in der WRC unklar.

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