Das 24-Stunden-Rennen von Le Mans ist das berühmteste Langstreckenrennen der Welt. Die Nachkriegsgeschichte der 24 Heures du Mans beginnt im Jahr 1949. Und bereits 1951 – die Produktion der ersten Sportwagen in Stuttgart-Zuffenhausen läuft erst seit März des Vorjahres – wagt sich eine kleine Abordnung der Porsche KG an den Hochgeschwindigkeitskurs 200 Kilometer westlich von Paris im Departement Sarthe.
Dieses Jahr möchte Porsche mit dem Porsche 919 hybrid das 24h Rennen in Le Mans zum 17. Mal gewinnen. Im vergangenen Jahr musste man sich noch Audi geschlagen geben, doch für das diesjährige Rennen haben die Weissacher nochmal aufgerüstet, treten ein der höchsten Hybridklasse an und setzen mit drei Autos alles auf Sieg.
Zeit für einen Rückblick auf die vergangenen 16 Siege an der Sarthe in denen legendäre Modelle und große Namen vorkommen.
[tw-accordion class=““] [tw-accordion-section title=“1951 – Erster Auftritt von Porsche in Le Mans“]
Beim dritten 24-Stunden-Rennen nach dem Krieg ist Porsche 1951 als erster und einziger deutscher Hersteller am Start. Das kleine Rennteam der Porsche KG mietet unweit der Strecke eine Werkstatt im Städtchen Teloché, wo Porsche über Jahrzehnte die Rennwagen vorbereiten und im Café du Sport manchen Sieg feiern – und die eine oder andere Niederlage verwinden wird.
Die Premiere gerät zum vollen Erfolg: Veuillet und sein Freund Edmond Mouche gewinnen die Klasse 751 bis 1100 ccm und werden als 20. der Gesamtwertung abgewinkt. Ihr Porsche legt ohne ein technisches Problem 2.840,65 Kilometer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 118,36 km/h zurück. Der Klassensieg sichert den Startplatz im nächsten Jahr. Und der Erfolg ist keine Eintagsfliege: sieben weitere Klassensiege en suite werden folgen.
[/tw-accordion-section] [tw-accordion-section title=“1970 – „Kampf der Titanen“ – Erster Gesamtsieg für Porsche“]
Dr. Ferry Porsche schickt 1970 als Starter das Feld auf die Reise. Porsche erzielt den ersten Gesamtsieg in der Firmengeschichte und besetzt erstmals das gesamte Podium. Und gegen welche Konkurrenz! Sieben Porsche 917 starten gegen elf Ferrari 512, außerdem lauern schnelle Prototypen mit Dreiliter-Formel 1-Motoren auf ihre Chance. Das Rennen wird als der „Kampf der Titanen“ in die Motorsportgeschichte eingehen. Nach dramatischen 24 Stunden bei teils übelstem Wetter werden Hans Herrmann und der Brite Richard Attwood nach 4.607,811 Kilometern oder 343 Runden mit dem 917 Kurzheck von Porsche Salzburg als Sieger abgewinkt. Ihr Wagen wird von einem 4,5 Liter großen Zwölfzylinder-180˚ V-Motor mit zirka 580 PS (427 kW) angetrieben. Auf dem zweiten Platz folgt der 917 Langheck von Gérard Larrousse und Willi Kauhsen in der psychedelischen Bemalung der Siebziger Jahre. Das Auto geht als „Hippie Car“ in die Automobilgeschichte ein. Platz drei holen Rudi Lins und Dr. Helmut Marko auf einem 908/02. Die beiden Porsche gewinnen die zwei in diesem Jahr vergebenene Effizienzpreise. Rundenzeiten und Treibstoffkonsum stehen in einem besseren Verhältnis als bei allen anderen Teilnehmern dieses Marathon-Sprints. Der Sieg des ersten Porsche-Zwölfzylinder in Le Mans fällt sehr deutlich aus. Der beste Ferrari auf Platz vier hat auf den Porsche mit Nummer 23 einen Rückstand von 30 Runden – das sind 404 Kilometer. Die Sportwagen aus Stuttgart-Zuffenhausen sind auch bei den Privatfahrern längst zur ersten Wahl geworden: 24 Porsche sind am Start. Außer dem Gesamtsieg und dem Sieg bei den Prototypen holen die Wagen aus Zuffenhausen auch die ersten Plätze in den beiden GT-Klassen, wobei der 914/6 mit dem sechsten Gesamtrang unter Guy Chasseuil und Claude Ballot-Lena ein vielbeachtetes Le Mans-Debüt gibt. Teamchef dieses Autos ist niemand anderer als Auguste „Toto“ Veuillet.
[/tw-accordion-section] [tw-accordion-section title=“1971 – Porsche überall – Zweiter Gesamtsieg“]
Von 49 Startern setzen 33 auf die Marke aus Stuttgart-Zuffenhausen – ein bis heute bestehender Rekord. Porsche hat den 917 vor allem in Sachen Aerodynamik für Le Mans noch einmal überarbeitet. Die Arbeit trägt Früchte. Bei den Vortests erreicht Derek Bell in einem Langheck-917 auf der langen Geraden inoffizielle 396 km/h. Der Wagen überzeugt dabei durch eine ruhiges und stabiles Fahrverhalten. Das Rennen wird zum Marathon der Rekorde. Helmut Marko und Gijs van Lennep gewinnen im Porsche 917 Kurzheck von Martini Racing vor Herbert Müller und Richard Attwood im 917 von John Wyer Automotive Engineering – dem offiziellen JW Gulf Werksteam. Marko/van Lennep drehen im 917 mit Magnesiumrahmen 397 Runden und legen 5.335,13 Kilometer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 222,304 km/h zurück. Dieser Rekord wird 39 Jahre lang bestehen bleiben. Bei ihrer Rekordfahrt gewinnen die Sieger auch noch den „Index of Performance“ für den effizientesten Umgang mit dem Kraftstoff! Jackie Oliver dreht eine Trainingsrunde mit einem Durchschnitt von 250,475 km/h und ist am Ende der langen Geraden 386 Stundenkilometer schnell. Mit dem Langheck und der modifizierten Aerodynamik kann er den „Kink“ – ein Rechtsknick auf der langen Mulsanne-Geraden – mit Vollgas genommen werden. Erst nach fast anderthalb Jahrzehnten wird ein Rennwagen den Circuit de la Sarthe noch schneller umrunden – und es wird wieder ein Porsche sein. Sowohl das Martini-Design des Siegers, als auch die hellblau-orange Lackierung des zweitplatzierten „Gulf Porsche“ gehören heute zu den Klassikern des Industriedesigns. Wieder gewinnt ein 911 die GT-Wertung: Raymond Tourol und „Anselme“ fahren auf den sechsten Gesamtrang – vor sechs weiteren Elfern. Seit seinem Le Mans-Debüt 1966 bleibt der 911 damit in der GT-Klasse ungeschlagen. Zuhause in Deutschland zieht die Rennabteilung von Stuttgart-Zuffenhausen nach Weissach um.
[/tw-accordion-section] [tw-accordion-section title=“1976 – Erster Sieg eines Turbo-Boxer-Motors“]

Das Jahr 1977 sieht eines der spannendsten Rennen in der Geschichte der 24 Heures. Renault hat vier gesamtsiegfähige A 442 Turbo an den Start gebracht, dazu zwei werksunterstützte „Mirage“ mit Renault-Turbomotoren. Porsche setzt zwei 936 Spyder dagegen. Am Samstagabend sieht es übel aus. Jacky Ickx und Henri Pescarolo haben ihren 936 mit Motorschaden abgestellt. Auch der Turbomotor im 935 von Rolf Stommelen und Manfred Schurti hat den Dienst quittiert. Jürgen Barth und Hurley Haywood liegen nach dem Tausch der Einspritzpumpe im verbliebenen 936 auf Platz 42, neun Runden hinter dem führenden Renault Turbo. Ickx verstärkt die beiden und startet in der Nacht einen entschlossenen Angriff. Der Belgier bleibt siebeneinhalb Stunden im Cockpit und dreht eine Rekordrunde nach der anderen. Renault antwortet mit verschärftem Tempo – und bekommt technische Probleme. Am Sonntagmittag ist der letzte Werks-Renault aus dem Rennen! Porsche und Renault sind bei ihrem Duell über den Wolken dem Rest der Welt weggefahren. Nach 23 Stunden führt der 936 mit 250 Kilometern Vorsprung auf den Zweiten. Dann der Schock: Weniger als eine Stunde vor dem Ziel bringt Haywood das Auto mit einem Kolbenschaden in die Box. 42 Minuten Reparatur. Jürgen Barth übernimmt und trägt den 936 mit stillgelegtem Zylinder über die letzten beiden Runden und über die Ziellinie – Gesamtsieg Nummer vier ist gerettet. Ein privater 935 des JMS Racing Teams gewinnt die „Gruppe 5“, der Sieg des 934 von Porsche-Kremer in der „Gruppe 4“ für seriennahe Rennwagen macht den Triumph für Porsche vollkommen.
[/tw-accordion-section] [tw-accordion-section title=“1979 – Einziger Gesamtsieg eines Wagens mit Heckmotor“]
Der erste und bislang einzige Gesamtsieg eines Rennwagens mit Heckmotor gelingt 1979 Klaus Ludwig mit Don und Bill Whittington in einem 935 K3 des Kremer Racing Teams, das damit zugleich den ersten Gesamtsieg eines Porsche-Kundenteams in Le Mans erringt. Ein 935 von Dick Barbour Racing auf Platz zwei und das Schwester-Auto des Gesamtsiegers auf dem dritten Rang machen den Triumph der Porsche-Kunden vollkommen. Wenig Rennglück haben dagegen die 936 des Werks. Die Trainingsschnellsten Bob Wollek und Hurley Haywood müssen am Sonntagmorgen mit einem Motorschaden aufgeben. Dramatisch verläuft das Rennen von Jacky Ickx, Brian Redman und Jürgen Barth im zweiten Werks-Auto, die die schnellste Rennrunde drehen. Nach einem Reifenschaden bei 240 km/h schafft Redman am Samstag die Rückkehr zu den Boxen, wo über eine Stunde repariert wird. Jacky Ickx dreht in der Nacht Fabelrunden, bis der Zahnriemen der Einspritzpumpe reißt und auch der Ersatzriemen nicht hält. Ein Teammitglied bringt weiteren Ersatz zum Havaristen draußen an der Strecke, was nicht den Regeln entspricht und die Disqualifizierung des kämpferischen Trios nach sich zieht.
[/tw-accordion-section] [tw-accordion-section title=“1981 – Mehr Leistung für den Sieg“]
Porsche sieht für 1981 zunächst lediglich den Testeinsatz eines 944-Prototypen vor. Dann gibt der neue Vorstandschef Peter W. Schutz die Losung aus, um einen weiteren Gesamtsieg zu kämpfen. Die Rennabteilung beschließt, den 1977 und 1978 siegreichen 936 aus dem Museum zu holen. Die Regeln erlauben jetzt den Einbau eines großvolumigeren Turbo-Motors, und die Rennabteilung entscheidet für den 2,65-Liter-Doppelturbo des nicht zum Einsatz gekommenen Indy-Wagens. Der Sechszylinder leistet für Le Mans zirka 620 PS (456 kW), zur Sicherheit kombiniert Porsche diesen Treibsatz mit dem robusten Viergang-Getriebe des CanAm-917. Zwei 936/81 Spyder bringt das Werk an den Start des mit Lancia, Ferrari, Peugeot, Rondeau und vielen privaten 935 stark besetzten Rennens. Die Trainingsschnellsten Jacky Ickx und Derek Bell kontrollieren das Geschehen vom Start weg und gewinnen mit 14 Runden Vorsprung vor einem Rondeau. Dieser Erfolg markiert den Beginn einer Serie von sieben Siegen in Folge, wie sie bislang kein anderer Hersteller aufweisen kann. Der zweite 936 Spyder mit Jochen Mass, Hurley Haywood und Vern Schuppan dreht die schnellste Rennrunde, wird dann aber von technischen Problemen eingebremst und rollt schließlich auf Platz zwölf über die Ziellinie. Wobei Vern Schuppan vom Team ebenfalls gefeiert wird: Er baut draußen an der Strecke den Turbolader ab, verwandelt das Auto zum „Sauger“ und rettet so immerhin die Zielankunft! Walter Röhrl und Jürgen Barth fahren den 944 Prototypen mit der Tarnbezeichnung 924 Carrera und dem Motor des kommenden 944 auf den siebten Gesamtrang. Erstmals kommt hier eine vollelektronische Treibstoffeinspritzung von Bosch zum Renneinsatz. Der Vierzylinder-Turbo besteht diesen letzten Härtetest mit Bravour: Gesamtrang Sieben, Klassensieg und ein Sonderpreis für die kürzeste Standzeit in der Box.
[/tw-accordion-section] [tw-accordion-section title=“1982 – Die Ära der Gruppe C beginnt“]








