Enttäuscht: Bugatti Divo

Es ist noch gar nicht so lange her, dass Bugatti ein ‚Track focused Hypercar‘ angekündigt hat. Der Bugatti Divo sollte wesentlich sportlicher und leichter als der Chiron daher kommen. Mit dem Schwerpunkt Aerodynamik sollte ein Auto für Kurven und vor allem für die Rennstrecke gebaut werden. Der Name Divo selbst soll an den Rennfahrer Albert Divo erinnern, der in den 1920er Jahren für die französische Marke Rennen gefahren ist.

Bugatti Chiron beim 24h Rennen auf dem Nürburgring 2016 (Foto: MK Photography)

Aufgrund dieser Ankündigung habe ich – und viele andere wahrscheinlich auch – ein Auto erwartet, welches in Richtung Aston Martin Valkyrie oder zumindest McLaren Senna (GTR) geht. Da der Bugatti Chiron mit 1995 Kilogram für mich alles andere als leicht ist, hatte ich vor allem eine ganz deutliche Diät erwartet. Die 1500 PS bringen einem halt relativ wenig, wenn man richtig schnell ums Eck kommen will.

“The Divo is made for bends.“

Bugatti Divo (Foto: Bugatti)

Als Bugatti Präsident Stephan Winkelmann dann gestern Abend in Pebble Beach den neuen Divo und seine Eckdaten vorgestellt hat war ich zunächst noch zufrieden. Unveränderte 1500 PS aus dem W16 klingen vernünftig. Dann dachte ich allerdings, ich hätte ihn beim Gewicht falsch verstanden. Ganze 35 Kilogram habe man durch den Einsatz leichterer Bauteile aus Carbon eingespart. 35 Kilogram!
Zudem mussten ein paar Ablagefächer dran glauben. Tja ich hätte eher 350 Kilogram weniger erwartet. Da hat die Diät wohl nicht so richtig angeschlagen, denn damit wiegt der „Sport“Wagen immer noch 1960 kg. Da ist selbst meine Hybrid-Limousine Lexus GS 450h noch 100 kg leichter!

Wie gering diese Ersparnis im wahrsten Sinne ins Gewicht fallen dürfte, verdeutlicht dieser Kommentar auf Facebook.

35kg lighter when you have 1500bhp is like fitting a carbon gear nob to your astra and saying its lighter. Yes but its gonna make piss all difference.

Sinngemäß schreibt der Verfasser, dass diese 35 kg bei 1500 PS ungefähr so viel ausmachen, wie wenn man an seinem Astra einen Schaltknauf aus Carbon einbaut und dann sagt, dass das Fahrzeug jetzt deutlich leichter geworden sei.

Mehr Downforce

Bugatti Divo (Foto: Bugatti)


Zudem habe man den Anpressdruck durch den aktiven Heckflügel, neuen Diffusor und die Änderungen an der Front um 90 kg auf insgesamt 496 kg erhöht. Wer einen Vergleich haben möchte, sollte sich die 1000 kg Downforce des McLaren Senna GTR (Senna Serienmodell 800 kg) mal auf der Zunge zergehen lassen. Hier fehlen mir innovative Lösungen wie zum Beispiel aktive Aero-Elemente an der Front.

Blick auf Heckfinne und Motor des Bugatti Divo (Foto: Bugatti)

Für viele Fans unverständlich ist offenbar auch die Tatsache, dass der Bugatti Divo beim Topspeed im Vergleich zum Chiron eingebüßt hat. Das ist im Motorsport aber nicht gerade unüblich. Der höhere Anpressdruck muss ja irgendwo her kommen. Ganz offiziell ist die Höchstgeschwindigkeit aber aufgrund des erhöhten Radsturzes auf 380 km/h begrenzt worden. Dafür werden in Kurven Kräfte bis zu 1,6g ermöglicht.

Die Scheinwerfer erinnern an Ferrari FXX-K: Bugatti Divo (Foto: Bugatti)

Übrigens hat sich selbst optisch beim Bugatti Divo nicht ganz so viel getan. Im Prinzip sieht er für mich aus wie ein Bugatti Chiron mit einer anderen Front, Scheinwerfern vom Ferrari FXX-K und einem neu gestalteten Heck inkl. 3D-Rückleuchten vom Aston Martin Vulcan. Das hintere Drittel sieht mit der Heckflosse dem Mercedes AMG Project One übrigens auch sehr ähnlich. Die drei letztgenannten sind in meinen Augen übrigens richtige Sportwagen für die Rennstrecke und Kurven, da sie leicht sind und ordentlich Anpressdruck generieren.

Bugatti Divo (Foto: Bugatti)

Zuletzt ist der Divo auch preislich ein Schwergewicht. Eins der 40 Exemplare kostet ganze 5 Millionen Euro. Selbstverständlich sind schon alle ausverkauft. Irgendetwas scheint Bugatti ja doch richtig zu machen.

Galerie: Bugatti Divo

Meinungen anderer Autoblogger

Man nehme einen Chiron, erleichtere ihn um ganz, ganz wilde 35 Kilo […], gebe ihm einen neuen Namen, verlange 5 Millionen Euro – und gutis.radical-mag.com

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