Weltpremiere für das Le-Mans-Farbkonzept: Beim offiziellen Vortest in Le Mans am kommenden Sonntag werden die drei Porsche 919 Hybrid erstmals in ihren individuellen Grundfarben zu sehen sein: rot, schwarz und weiß.
Tradition – Der rote Prototyp trägt die Startnummer 17 und wird pilotiert von Timo Bernhard (34, Bruchmühlbach-Miesau), Brendon Hartley (25, Neuseeland) und Mark Webber (38, Australien). Die Grundfarbe und die Startnummer sind eine Hommage an jenen Porsche, der 1970 den ersten von bis heute 16 Gesamtsiegen der Marke in Le Mans holte. So viele Erfolge gelangen noch keinem anderen Hersteller beim wohl härtesten Langstreckenrennen der Welt. Am 14. Juni vor 45 Jahren gewann ein roter Porsche 917 KH (Kurzheck) im sogenannten „Salzburg-Design“. Die erfolgreichen Fahrer waren der Deutsche Hans Herrmann (87) und Richard Attwood (75) aus Großbritannien. Technologie – Der schwarze LMP1 mit der Startnummer 18 symbolisiert die enge technische Verwandtschaft zwischen dem Rennwagen Porsche 919 Hybrid und dem ebenfalls hybridisierten Supersportwagen Porsche 918 Spyder. Es war zudem ein schwarzer 918, der am 4. September 2013 in 6 Minuten 57 Sekunden den Rekord für straßenzugelassene Seriensportwagen auf der über 20 Kilometer langen Nürburgring-Nordschleife aufstellte. Rekordfahrer war Marc Lieb (34, Ludwigsburg), der auch den schwarzen 919 in Le Mans steuern wird, und zwar gemeinsam mit Romain Dumas (37, Frankreich) und Neel Jani (31, Schweiz). Neustart – Der dritte im Bunde, der weiße Porsche 919 Hybrid mit der Startnummer 19, trägt auch in Le Mans die Farbe, mit der Porsche im vergangenen Jahr nach 16 Jahren Abwesenheit in den Spitzensport zurückkehrte und den Neustart wagte. In dieser klassischen Farbe für Rennwagen aus Deutschland starten auch die Werkswagen in der GTE-Pro-Kategorie, die beiden Porsche 911 RSR. Am Steuer des dritten LMP1-Rennwagens sitzen in Le Mans der Neuseeländer Earl Bamber (24), Formel-1-Pilot Nico Hülkenberg (27, Emmerich) und Nick Tandy (30, Großbritannien).Trotz ihrer Verschiedenfarbigkeit verbindet die drei Porsche 919 Hybrid und die beiden Porsche 911 RSR eine gemeinsame Philosophie, die sich auch im Design niederschlägt: Über alle Karosserien erstrecken sich die Anfangsbuchstaben von „Porsche Intelligent Performance“. Die drei Worte beschreiben den Markenkern des Unternehmens, und darin verdichtet sich das Streben nach maximaler Sportlichkeit bei bester Effizienz.
Stilikonen und Provokationen in Le Mans
Das optische Erscheinungsbild eines Rennwagens ist eine Wissenschaft für sich. Die Gestaltung soll Proportionen vorteilhaft betonen, Geheimnisse verschleiern und auch noch bei Topspeed erkennbar sein. Früher wurde lackiert, heute wird foliert – hauchdünn natürlich. Häufig sind Farbgebung und Design auch von Vorgaben der Sponsoren beeinflusst. Unvergessen sind etwa die Porsche-Le-Mans-Rennwagen in den Farben von Gulf, Martini, Mobil1, Rothmans oder Shell. Besonders gut im Gedächtnis geblieben sind aber auch die eigenwilligen Kreationen von Anatole Lapine. Unter dem lettischen Porsche-Chefdesigner entstand 1970 der wild psychedelisch anmutende lila-grüne Porsche 917 Langheck, der rasch den Spitznamen „Hippie“ erhielt. Ein Jahr später ließ Lapine die „Sau“ raus: Beim angeblich meist fotografierten Le-Mans-Rennwagen handelte es sich erneut um einen 917 – in Schweinchenrosa. Wie auf einer schematischen Darstellung beim Metzger wurden sogar Flächen durch rotgestrichelte Linien separiert und Körperteilen zugeordnet. Dieser Auftritt war 1971 intern eine Provokation, in der Außenwirkung eine Sensation. Ohne diese Lackierung wäre dieser im Rennen ausgeschiedene 917 längst vergessen, so ist er unter anderem das Lieblingsauto junger Museumsbesucher in Zuffenhausen. Von derlei Effekten völlig unbeleckt war 20 Jahre zuvor jener Rennwagen, mit dem Porsche beim allerersten Le-Mans-Einsatz der Marke einen Klassensieg holte: Der 356 SL 1100 fuhr 1951 mit einer blanken Aluminiumkarosserie. Er war Wegbereiter in Sachen innovativem Leichtbau und effizienter Aerodynamik.
– Text & Fotos: Porsche