McLaren hat sein neuestes Modell der Ultimate Series am Wochenende online präsentiert, bevor dieses auf dem Genfer Automobilsalon (8.-18. März) erstmals öffentlich gezeigt wird. Benannt wurde es nach dem ehemaligen Formel 1-Weltmeister Ayrton Senna, der selbst Menschen, die mit Motorsport nichts am Hut haben, ein Begriff sein dürfte. Der McLaren Senna mit der internen Bezeichnung P15 ist der Nachfolger des McLaren P1 und basiert auf dem 720S. Laut McLaren soll es das extremste Straßenmodell in der Firmengeschichte sein.
“Weniger ist manchmal mehr” und “Form follows Function” – das scheinen die Prinzipien der McLaren-Ingenieure bei der Entwicklung des McLaren Senna gewesen zu sein. Warum ich das denke, erkläre ich euch im Laufe dieses Beitrags.
Vorankündigung
Am 14. November zeigte McLaren erstmals ein Preview auf das neue Modell und bereits damals war ich etwas skeptisch was das Design anging:
Nun sind also die offiziellen Fotos da, mit denen ich mich mal ein bisschen auseinander gesetzt habe.
Die Front: Aggressiv
Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten, aber die Front finde ich eigentlich noch ziemlich schick. Ein typischer McLaren, dessen Verwandtschaft zum 720S unverkennbar ist. Mit vielen und großen Lufteinlässen und den blau abgesetzten Aero-Leitelementen links und rechts (aktiv verstellbar selbstverständlich) ist die Message aber klar: Hier kommt ein kompromissloses Fahrzeug.
Aber haben wir die Front so ähnlich nicht schon mal gesehen? Richtig, am Nürburgring war schon mal ein Erlkönig unterwegs, den wir Dank PSringfotos begutachten konnten. (weiterlesen)
Die Seitenansicht: Geschmackssache
Nun ja, jetzt kommen wir zum nicht ganz so schönen Teil: Die Seitenansicht dieses neuen Supersportwagens ist Designtechnisch meiner Meinung nach nicht gerade McLarens beste Leistung.
Gerade die hintere Hälfte ist für mich irgendwie garnicht stimmig, insgesamt zu globig und das ganze Auto erinnert mich vom Umriss her eher an einen von Kinderhand gezeichneten Sportwagen, als an einen eleganten Sportler a la P1, Porsche 918 oder LaFerrari. Aber nun gut, hier kommt eben der Grundsatz “Form follows Function” zum tragen.
In der Seitenansicht fällt auch auf, was schon McLaren in seiner Pressemeldung schon geschrieben hatte: Man kann “nicht einer einzigen Linie von vorne nach hinten folgen, ohne dass sie durch einen funktionellen Lufteinlass oder eine funktionelle Luftführung führt.” Gerade die Lufteinlässe vor den Hinterrädern sind einfach nur riesig.
Interessantes Detail: In jeder Tür befinden sich drei Fenster. Neben dem normalen Seitenfenster befindet sich unten in der Tür ein weiteres Fenster welches die Nähe vom Fahrer zur Fahrbahn noch verstärken soll. Außerdem befindet sich – ähnlich wie bei dem 720S über den Passagieren ein weiteres Fenster in den Türen.
Der Innenraum: Kompromisslos
Der Innenraum ist konsequent auf Leichtbau und das Fahrgefühl des glücklichen McLaren Besitzers ausgelegt. So befindet sich beispielsweise am Lenkrad nicht ein Knopf, um den Fahrer nicht vom Wesentlichen abzulenken.
Gestartet wird der Senna über den Startknopf, der mittig am Dachhimmel angebracht ist. Daneben liegen der Drehschalter für die verschiedenen Fahrmodi und die elektrischen Fensterheber.
McLaren berichtet in der offiziellen Pressemeldung übrigens sehr stolz über den Stauraum dieses Fahrzeugs. Dieser ist auf ein Minimum beschränkt. Hinter den Passagieren ist in der Monocage III genannten Fahrgastzelle gerade noch Platz für Rennanzug und Helme.
Das Heck: Downforce über alles
Am Heck ist eine Sache klar dominierend: Der riesige Heckflügel (6500 Quadratzentimeter!) und der Doppeldiffusor sorgen für eine Menge Anpressdruck und die Lamellen über dem Motorraum sorgen für einen Unterdruck, der die heiße Luft aus dem Motorraum saugt ohne den beweglichen Heckflügel zu beeinflussen. Ob man das Heck nun hübsch findet oder nicht, muss man auf jeden Fall anerkennen, dass die Formgebung ihre Funktion hat.
Die Technik: Weniger ist mehr
Der Vorgänger namens P1 hat 916 PS, die sich aus 737 PS aus einem 3.8-Liter V8-Biturbo und den 179 PS der E-Maschine zusammensetzen. Der Senna hat 800 PS und 800 Nm Drehmoment, die ganz alleine von einem V8-Biturbo bereitgestellt werden, der 4.0 Liter Hubraum hat. Die Entscheidung auf ein Hybridsystem zu verzichten dürfte vor allem der Gewichtsersparnis geschuldet sein. Deswegen wiegt er trocken 1198 Kilogramm und ist damit der leichteste Sportwagen aus Woking seit Produktion des legendären McLaren F1.
Die Kraft des Achtzylinders wird über ein Doppelkupplungsgetriebe mit 7 Gängen an die Hinterräder übertragen. Fahrwerk und Stabilisatoren sind hydraulisch verstellbar (RaceActive Chassis Control II) und sollen so immer für optimale Traktion sorgen.
Etwas schade finde ich, dass dieses typische, klare McLaren-Design, welches wir von P1 und Co kennen, bei diesem Modell nicht mehr vorhanden ist. Der Senna ist so stark zerklüftet und von Aeroelementen gezeichnet, dass er etwas an Fahrzeuge vom Schlage eines Lamborghini Veneno erinnert. Um so überraschender ist es also, dass ein solch extremes Tracktool trotzdem eine Straßenzulassung hat.
Übrigens braucht ihr euch über den hohen Preis von 922.250 Euro keine Gedanken zu machen. Die 500 Exemplare des McLaren Senna sind schon ausverkauft.