McLaren Speedtail – Technik im Detail

Die geleakten Fotos vom neuen Hyper-GT McLaren Speedtail habe ich euch gestern schon hier gezeigt. Nun hat McLaren auch die offiziellen Fotos und einige interessante technische Details herausgerückt. Bei solchen Hightech-Fahrzeugen bin ich immer besonders interessiert, deswegen nehme ich den Speedtail jetzt nochmal ganz genau unter die Lupe, denn ob einem das Design nun gefällt oder nicht, technisch ist der McLaren Speedtail in meinen Augen ein absolutes Meisterwerk.

Seite 1: Antriebsstrang
Seite 2: Karosserie & Aerodynamik
Seite 3: Cockpit, Materialien

McLaren Speedtail (Foto: McLaren)

Antriebsstrang

Über den Motor und den Hybrid-Antriebsstrang hat McLaren bisher noch nicht alles verraten. Was wir wissen, ist dennoch beeindruckend: Der 4.0 Liter V8 mit zwei Turboladern leistet mit Hybridunterstützung 1050 PS und beschleunigt das Fahrzeug in 12,3 Sekunden auf 300 km/h. Höchstgeschwindigkeit liegt bei 403 km/h und wird mit Hilfe aktiver Aerodynamikelemete erreicht. Dazu später mehr.

McLaren Speedtail (Foto: McLaren)

Wer jetzt sagt „Bugatti Chiron und Divo sind aber viel schneller!“ hat zwar recht, bedenkt aber vielleicht nicht, dass diese auch deutlich schwerer sind und einfach doppelt so viele Zylinder haben.

Nun denn: In McLarens Pressemeldung steht, dass der Antriebsstrang eine Beschleunigung unabhängig von der Motordrehzahl erlaubt. Ich tippe, dass der Speedtail genauso wie mein Lexus GS 450h oder andere Hybride von Toyota/Lexus ein CVT-Getriebe an Board haben wird. Interessant, wie diese uncoole Antriebstechnologie doch noch ihren Weg in hochklassige Sportwagen findet. Aber wie gesagt – es handelt sich erstmal nur um eine Vermutung.

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Karosserie & Aerodynamik

Die Vollcarbon-Karosserie des Speedtail wurde konsequent auf aerodynamische Effizienz ausgelegt. Das Fahrzeug, welches von oben gesehen eine aerodynamisch günstige Tropfenform hat, ist vor allem durch das lange Heck insgesamt 5.137 Millimeter lang. Das Heck besteht aus nur einem einzigen Carbon-Element. Dadurch können Verwirbelungen durch Spalte am Übergang verschiedener Bauteile vermieden werden.

McLaren Speedtail (Foto: McLaren)

Dafür ist der Speedtail allerdings auch schmaler als McLaren P1 oder Senna.

Zahlreiche Detaillösungen, welche auf den ersten Blick vielleicht gar nicht auffallen, erhöhen die Effizienz der Aerodynamik. Hier ein paar Beispiele:
An den vorderen Felgen wurden Abdeckungen aus Carbon montiert (man könnte auch Radkappen sagen), welche sich nicht mit den Rädern mit drehen und die Entstehung von Turbolenzen verhindern. Vor ein paar Jahren gab es solche Abdeckungen bereits in der Formel 1.

„Radkappen“ für bessere Aerodynamik der Vorderräder des McLaren Speedtail (Foto: McLaren)

Die Größe der vertikalen Lufteinlässen an den LED Scheinwerfern wurde akribisch genau dimensioniert, um nicht zu viel Luftwiderstand zu erzeugen aber gleichzeitig noch genug Massefluss zu den LTRs (Low Temperature Radiators) sicher zu stellen.

McLaren Speedtail (Foto: McLaren)

Auf der vorderen Haube befinden sich zudem zwei Lufteinlässe, welche einen Teil des Luftstroms an den Radkästen vorbei zu den Luftauslässen der Türen leiten, wo sie den seitlichen Luftstrom beruhigen sollen.

Aus dieser Perspektive gefällt mir der McLaren Speedtail nicht ganz so gut (Foto: McLaren)

Durch diese Luftauslässe entweicht außerdem die erhitze Luft aus den Radkästen. Durch optimierte Strömungsführung sollen die Turbolenzen, von Rad und Felgen verursacht, sanft an den seitlichen Luftstrom angeglichen werden.

McLaren Speedtail (Foto: McLaren)

Der Lufteinlass für den Verbrennungsmotor wurde so in das Dach integriert, dass er den Luftstrom möglichst wenig stört. Gleichzeitig ist er im Seitenprofil des Fahrzeugs nicht sichtbar. Weitere Kühlluft wird durch Lufteinlässe hinter der Glaskanzel des Cockpits dem Antriebsstrang zugeführt. Mittig davon befindet sich die längliche dritte Rückleuchte.

Rückfahrkameras statt Spiegel – McLaren Speedtail (Foto: McLaren)

Statt Rückspiegeln kommen zwei seitlich angebrachte Digitalkameras zum Einsatz, welche deutlich weniger Angriffsfläche bieten, als herkömmliche Spiegel.

Aerodynamisch günstige Tropfenform des McLaren Speedtail (Foto: McLaren)

Die Lufteinlässe für die HRTs (High Temperature Radiators) befinden sich wie auch beim 720S in den doppelwandigen Türen, was eine besonders günstige Anströmung ermöglicht. Von der Seite sind diese kaum sichtbar.

McLaren Speedtail (Foto: McLaren)

Hinter den Hinterrädern befinden sich analog zu den Vorderrädern Luftauslässe, die die „Dirty Air“ möglichst gleichförmig in den Luftstrom hinter dem Fahrzeug leiten.
Der lange und weit hochgezogene Diffusor generiert genügend Abtrieb um den Speedtail auch bei über 400 km/h noch an die Straße zu pressen. Gleichzeitig wurde auch hier die Strömungsführung so optimiert, dass hinter dem stromlinienförmigen Heck optimaler Druck herrscht um den Luftwiderstand zu senken. Ziel ist es die Luftströme vom Unterboden und Fahrzeugoberseite optimal zusammen zu führen.

McLaren Speedtail (Foto: McLaren)

Velocity-Modus

Um die Höchstgeschwindigkeit von 403 km/h zu erreichen wird der sogenannte Velocity-Modus aktiviert. Um den Luftwiderstand nochmals zu senken, werden die Rückfahrkameras eingefahren und das Fahrzeug um 35 mm abgesenkt. Somit befindet sich der höchste Punkt des McLaren Speedtail gerade einmal 1120 mm über der Fahrbahn.

Querruder aus biegsamen Carbon – McLaren Speedtail (Foto: McLaren)

Außerdem wird der Winkel der hinteren Querruder angepasst. Am Heck des Speedtail befinden sich nämlich zwei hydraulisch angesteuerte Elemente, welche zur Anpassung der Luftführung ausgefahren werden können. Dadurch, dass diese aus biegsamen Carbon bestehen und fließen in die Karosserie übergehen, wird der Luftfluss von der Karosserie abgelenkt, ohne das die Strömung abreißt oder Wirbel entstehen.

Somit steht den 403 km/h nichts mehr im Wege.

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Cockpit

Die ‚Monocage‘ genannte Carbonkonstruktion umschließt Fahrer und die zwei Mitfahrer ebenfalls in einer aerodynamisch günstigen Tropfenform. Auch hier stand die Aerodynamik an erster Stelle.

Cockpit des McLaren Speedtail (Foto: McLaren)

Die Anordung der Sitze entspricht der des McLaren F1: Während der Fahrer mittig sitzt und so optimale Sicht auf die Straße. Die zwei Mitfahrer sitzen leicht nach hinten versetzt daneben.

Cockpit des McLaren Speedtail (Foto: McLaren)

Am Dach sind diverse Knöpfe zum Starten des Wagens und Steuerung der Fensterheber sowie des Getriebes angebracht. Die Bilder der seitlichen Rückfahrkameras werden in zwei Displays an der A-Säule angezeigt.
Seitlich vom Lenkrad befinden sich Touchscreens, die fast alle mechanischen Taster im Fahrzeug überflüssig machen.

Materialien

Im McLaren Speedtail kommen allerhand interessante Werkstoffe zum Einsatz. Neben teuren, aber bekannten Materialien wie Keramik (Bremse) oder Carbon (Karosserie) kommen auch Kombinationen dieser vor.

So wurde ein neuer Webprozess für Carbonfasern entwickelt, welcher leichtere und steifere Bauteile ermöglicht. Statt aus 3000 Fasern (3K) besteht ein Faden nur noch aus 1000 Fasern (1K).
Durch Aufschmelzen einer dünnen Titanschicht entsteht zudem ein chromatisch schimmerndes Finish, welches die Steifigkeit des Carbons im Gegensatz zu anderen Färbeprozessen nicht vermindert. McLaren nennt es Titan Deposition Carbon Fibre. Da das Titan eloxiert werden kann, können verschiedenste Farben, Muster und Schriftzüge auf dem Carbon abgebildet werden. Frontsplitter, der Diffusor und die Seitenschweller sind aus dem 1K Titan Deposition Carbon Fibre gefertigt.

Bedienelemente aus Thin-Ply Technology Carbon Fibre im Dach des McLaren Speedtail (Foto: McLaren)

Zusammen mit dem Uhrmacher Richard Mille wurde das Thin-Ply Technology Carbon Fibre (TPT) entwickelt. Aus unzähligen dünnen Carbonschichten entsteht eine Struktur, die an der Oberfläche gemahlen wird und im Finish aussieht wie fließendes Wasser. Dieses Material wird unter anderem an den Bedienelementen am Dachhimmel und den Schaltwippen verwendet.

Cockpit des McLaren Speedtail (Foto: McLaren)

Das Leder mit dem die Sitze und große Teile des Cockpits bezogen werden, ist besonders widerstandsfähig und gleichzeitig besonders weich. So kann sogar der Boden des Speedtails mit diesem Leder ausgekleidet werden. Durch historisch dokumentierte Züchtungen aus Skandinavien wird die besondere Güte des Leders sicher gestellt. Beim Fertigungsprozess wird zudem Luft in das Leder eingebracht, wodurch die Dichte und das Gewicht des Leders sinken.

Technisch interessant wird es sogar bei den Scheiben. Das Glas welches in dem oberen Teil der Türen sowie dem Dach verwendet wird, ist elektrochrom. Das heißt, dass es auf Knopfdruck undurchsichtig werden kann. Auch der obere Teil der Windschutzscheibe, welche fließend in das Dach über geht, ist elektrochrom. So kann auf Sonnenblenden verzichtet werden.

Galerie: McLaren Speedtail

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