In der neuen Serie ‚Nie richtig ins Rollen gekommen‚ möchten wir in Zukunft Rennfahrzeuge vorstellen, die nie über den Status eines Prototypen hinaus gekommen sind oder nach wenigen Rennen wieder im Museum verschwunden sind. Heute ist der Mercedes 300 SEL 6.8 AMG bzw. 6.3 AMG dran. Falls ihr interessante Vorschläge für weitere Fahrzeuge habt, könnt ihr uns diese gerne per Nachricht oder Kontaktformular vorschlagen.
Mit bärenstarken V8-Saugermotoren kam Mercedes 1969 zum 24h-Rennen in Spa. Die drei 300 SEL (Baureihe W109) waren mit ihren ausladenden Maßen und der Karosserieform als Limousinen eher ungewöhnliche Teilnehmer. Das hohe Gewicht belastete Bremsen und Reifen sehr stark. Allerdings sollten die standfesten und bärenstarken Motoren diesen Nachteil aufwiegen.
Zum Start beim 24h-Rennen in Spa entschied sich Mercedes, nachdem das Fahrzeug ein 6h-Rennen in Macau gewinnen konnte.
Zwei der rot lackierten Fahrzeuge bekamen den Motor auf 6,8 Liter aufgebohrt, während der dritte 300er SEL die 6,3 Liter Hubraum des Serienmodells beibehielt. Die Leistung fiel für diese Hubraumverhältnisse mit 360 PS bzw. 310 PS nicht übermäßig aus, dafür dürfte das Drehmoment beeindruckend gewesen sein.
1969 war man nach guten Trainingszeiten zunächst optimistisch, aber da die Temperaturen während des Rennens überraschend hoch waren, hielten die Reifen auf dem alten und 14,09 km langen Kurs von Spa-Francorchamps (siehe Grafik) keine drei Runden. Mercedes entschied daraufhin die Fahrzeuge zurückzuziehen.
Von Postmortem – Circuit_spa_old.png, Gemeinfrei, Link
Anschließend folgten einige Tests als Vorbereitung auf die Tourenwagen-WM 1970. Allerdings wurde das Reglement für die neue Saison kurzfristig gekippt und der Mercedes 300 SEL konnte dort nicht eingesetzt werden.
Im folgenden Jahr wurde ein SEL mit 6.8 Liter Motor privat von Klaus Behrmann eingesetzt. Mit 10 und 12 Zoll breiten Felgen und Automatikgetriebe gelangen diesem einige Rennsiege.
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AMG selbst setzte zum 24h-Rennen in Spa 1971 nochmal ein Fahrzeug mit manuellem 5-Gang Getriebe, 428 PS und 620 Nm ein. 265 km/h Höchstgeschwindigkeit erreichte die „Rote Sau“ – wie der schwere Mercedes genannt wurde. Es reichte zum Klassensieg und Gesamtrang zwei.
Durch eine neue Regel, welche den Hubraum ab 1972 auf 5,0 Liter begrenzte, war man gezwungen das Fahrzeug ins Museum zu schieben. Damit war die recht kurze Karriere des Mercedes 300 SEL AMG schon wieder beendet. Heutzutage sieht man die Fahrzeuge nur noch vereinzelt bei Klassik-Veranstaltungen oder in Museen und auf Ausstellungen.
Davon gibt es glücklicherweise auch ein paar Aufnahmen mit Sound:
In Project Cars 2* kann man übrigens auch mit dem Mercedes 300 SEL 6.8 AMG virtuell ein paar Runden drehen und den alten Rundkurs von Spa gibt es dort auch. Deswegen habe ich für euch gleich mal eine gemütliche Runde gedreht. Selbst im Spiel ist der dicke unheimlich schwer und behäbig zu fahren.