Der Audi Sport Quattro S1 mit PDK – unglaublich schnell und vielleicht etwas zu schnell…
In der Serie 'Nie richtig ins Rollen gekommen' stellen wir Rennfahrzeuge vor, die nie über den Status eines Prototypen hinaus gekommen sind oder nach wenigen Rennen wieder im Museum verschwunden sind. Falls ihr interessante Vorschläge für weitere Fahrzeuge habt, könnt ihr uns diese gerne per Nachricht oder Kontaktformular vorschlagen.
Während der Ära der Gruppe B nutzten die Ingenieure alles aus ihren Trickkisten, um im harten Konkurrenzkampf zu überleben. So kam Audi irgendwann auf die Idee, dass man während der zahlreichen Schaltvorgänge ja auch noch etwas Zeit herausholen könnte.
Also wurde ein PDK-Getriebe (kurz für Porsche-Doppelkupplungsgetriebe) bei Porsches Entwicklungsabteilung in Weissach angepasst und in den berühmt-berüchtigten Audi Sport Quattro S1 eingebaut. Zu dieser Zeit waren diese Getriebetypen noch lange nicht in der Serienfertigung angekommen und wurden allerhöchstens im Porsche 956 oder 962 mal im Motorsport getestet. Vorteil: Mit dem Doppelkupplungsgetriebe konnte man ohne Zugkraftunterbrechung schalten, was im Motorsport ein erheblicher Vorteil sein sollte.
Der erste Test mit Walter Röhrl am Steuer und dem damaligen Audi-Entwicklungsvorstand Ferdinand Piëch auf dem Beifahrersitz zeigte aber zunächst, dass das neue 5-Gang Getriebe, welches per Joystick und ohne Kupplung geschaltet wurde, keinerlei messbare Vorteile gegenüber dem manuellen 6-Gang Getriebe brachte.
Die Ingenieure legten nochmal nach und Ende 1985 konnte Röhrl mit dem neuen PDK die Semperit Rallye gewinnen, sodass das Getriebe von nun an auch in der Weltmeisterschaft eingesetzt werden sollte.
PDK + Gruppe B = Zu schnell für menschliche Sinne?
Allerdings hatte die monströse Beschleunigung auch so ihre Nachteile. Einerseits ging es so brutal voran, dass die Fahrer teilweise Probleme hatten die Geschwindigkeit richtig einzuschätzen. Andererseits war es für die Copiloten schwieriger abzuschätzen, wo man gerade ist, wenn man beim Lesen des Gebetbuchs keine Zugkraftunterbrechung spürt. Röhrl flog nach einem Ansagefehler seines Copiloten bei der RAC Rally ab und konnte den ersten und einzigen WM-Lauf des Audi Sport Quattro S1 mit PDK-Getriebe nicht beenden.
Wie sich der Ritt auf der Kanonenkugel angefühlt haben könnte, wird beim Anblick der folgenden Aufnahmen zumindest ein wenig klar. Besonders ab 2:41 min sieht man nochmal, wie stur der S1 Dank PDK durchzieht.
[aawp box=“B07W6Q9G1R“ template=“list“ /]Weil im ersten Video für meinen Geschmack allerdings etwas zu viel Musik war, gibt es hier noch mehr Aufnahmen von der Semperit Rallye 1985.
Audi Sport Quattro S1 PDK – Leider keine Erfolgsgarantie
Insgesamt wird diese Ausbaustufe des Audi Sport Quattros leider auch nicht zum Erfolgshit, da die Gruppe B 1986 schneller ihr Ende fand als geplant. Nur bei zwei Rallyes wurde das PDK überhaupt eingesetzt.
Da insgesamt nur drei dieser speziellen PDK-Getriebe von Porsche herausgegeben wurden, eins verschwunden ist und sich die verbliebenen zwei in den Händen von Michael Gerber befinden, ist es heutzutage nahezu unmöglich ein solches Exemplar in Aktion zu erleben. Letzterer hat seinen S1 nämlich schon vor über 10 Jahren auf ein Schaltgetriebe umgerüstet, da die zwei Exemplare in seinem Besitz nahezu unbezahlbar sind.
Mehr Details zu Michael Gerbers S1: punkteins.de
Titelfoto/-video: Youtube/Marvdogger2