BMWs Leistung beim 24h-Rennen in Daytona
Der neue BMW M8 GTE war bei seinem Debüt in Daytona nicht auf der Höhe mit der Konkurrenz, obwohl nach dem ‘Roar24’ genannten Vortest die Balance of Performance schon zu Gunsten des BMW angepasst worden war. Damals fehlte pro Runde über eine Sekunde auf die Konkurrenz. Man kann leicht im Kopf überschlagen, wie viel dieser Rückstand in einem 24h-Rennen ausmacht.
Nachdem die Autos zwei mal rund um die Uhr gefahren waren und die Zielflagge auf dem Daytona Speedway geschwenkt wurde, sprangen für die beiden BMW der enttäuschende siebte und neunte Rang in der GTE heraus. Mit 10 Runden Rückstand auf den Klassensieger Ford!
Die Zeiten zeigen ganz eindeutig, dass BMW das komplette Rennwochenende über weder auf einer schnellen Runde, noch auf Dauer mit der Konkurrenz mithalten konnte.
BMWs Reaktion auf das Rennergebnis
BMW reagierte ziemlich harsch auf das Rennergebnis aus Daytona. Anscheinend drohte man der IMSA sogar im weiteren Verlauf der Saison nicht mehr anzutreten, wenn die Balance of Performance (kurz BoP) nicht angepasst wird, damit der M8 GTE seine wahre Performance zeigen kann. Offiziell gab es allerdings erstmal nur diese Pressemitteilung:
And then there’s this… #Rolex24 pic.twitter.com/AAK4DstloI
— John Dagys (@johndagys) January 28, 2018
Die BoP ist zwar grundsätzlich dafür da, um alle Autos der GTE ungefähr auf einen Leistungsstand zu bringen und für spannenderes Racing zu sorgen, aber wie man in der Visualisierung der BoP von Daytona sieht, hat BMW eigentlich schon ziemlich viele Vorteile:
Wie man sieht, bekommt der BMW M8 GTE bei den meisten BoP-Parametern die besten Werte zugeteilt. Der 4.0 Liter V8-Biturbo darf mit Abstand am meisten Ladedruck fahren, das Fahrzeug ist mit der Corvette zusammen das leichteste und das Tankvolumen ist am größten, wobei der BMW auch noch am schnellsten tanken kann. Durch die relativ geringe Mindesthöhe des Gurney Flaps erzeugt dieser außerdem weniger Luftwiderstand und der Flügel muss nicht so steil angestellt werden. Damit kommen wir zum nächsten Thema…
Hat der M8 ein Konzeptproblem?
Ist die BoP auch dafür da ein eigentlich unpassendes Fahrzeug schneller zu machen bzw. ein Konzeptproblem zu beheben?
Der BMW M8 teilt sich als Serienmodell die technische Basis mit dem 7er BMW. Im Gegensatz dazu setzen die anderen Teilnehmer in der GTE auf echte Sportwagen als Basis und nicht auf einen Zweisitzer mit solch ausladenden Maßen. Ferrari 488 GTE, Corvette C7.R, Ford GT und der Porsche 911 sind flache und windschnittige Fahrzeuge, wohingegen der BMW M8 daneben aussieht, wie ein Lastwagen und auch dementsprechend abspecken musste.
Die (schwer zu recherchierenden) Ausmaße der Fahrzeuge verdeutlichen dies. Der BMW ist fast einen halben Meter länger als die Fahrzeuge der Konkurrenz.
Auch BMW hatte dies schon frühzeitig erkannt und wollte mittels Sondergenehmigung die Karosserie des M8 GTE um 10cm flacher gestalten, als es beim Serienfahrzeug der Fall ist. Damit hätte man den Luftwiderstand verringern und den Schwerpunkt weiter nach unten zu setzen können. Für diese Art der Sondergenehmigung, die Porsche auch den Mittelmotor beim 911 RSR ermöglicht hat, ist allerdings die Zustimmung aller anderen Hersteller in der GTE notwendig, die mit BMWs Wunsch aber anscheinend nicht einverstanden waren.
So wurde BMW mitten in der Emtwicklung des Fahrzeugs um ein halbes Jahr zurückgeworfen. Eventuell fehlte diese Zeit nun für den Feinschliff.
Ein zusätzliches Problem bei der Entwicklung des Fahrzeugs stellte außerdem die vorgeschriebene Maximaltemperatur im Cockpit dar. Da auch der Innenraum des BMW M8 GTE sehr groß ist, muss für die korrekte Belüftung wesentlich mehr Luft umgewälzt werden, als bei den kleinen Cockpits von Ford oder Ferrari.
Wie geht es weiter?
Bis zum nächsten Rennen der Weathertech Sportscar Championship vom 14. bis 17. März in Sebring, wollen sich IMSA und BMW auf eine neue Einstufung des M8 GTE einigen. Ob und wie viele Zugeständnisse die IMSA BMW macht, ist noch völlig offen. Gut möglich, dass der 4.0 Liter V8 noch etwas mehr Leistung bekommt.
Trotzdem wird es interessant zu sehen, ob es reicht den übergroßen M8 GTE auf das Niveau der Konkurrenz zu bringen oder ob die Bayern auch in Zukunft hinterher fahren.
Die Einstufung der Amerikaner dürfte auf jeden Fall schon mal ein Vorgeschmack darauf sein, wie konkurrenzfähig der BMW beim Saisonauftakt der WEC in Spa (04.-05. Mai) und dem Saisonhighlight in Le Mans (14.-17. Juni) sein wird.
Ich habe ja prinzipiell nichts gegen BMW und würde ihnen große Erfolge gönnen. Allerdings fände ich es schöner, wenn die Hersteller nicht mehr auf Luxus Coupes wie M8 und Bentley Continental setzen würden, sondern mehr echte Sportwagen umbauen. Der neue Z4 oder der aktuelle M4 bieten bestimmt auch eine gute Basis für einen GTE-Boliden und ein BMW i8 GTE hätte sicherlich auch eine wesentlich bessere Aerodynamik gehabt.
Denn wollen wir wirklich einen Rennwagen, der seine Gene mit einer Staatskarosse teilt, mit der Merkel und Co zum Bundestag rollen?
– Quelle BoP: theapexracing.co
– Quelle Rundenzeiten: boom.net, imsa.com
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