Als mein Freund mich bat, einen eigenen Beitrag für diese Seite zu schreiben, war ich erstmal überfordert. Worüber sollte ich denn bloß schreiben?! Von meinem Auto wusste ich gerade mal was er an der Zapfsäule bevorzugt und die ungefähren Pferdestärken. Also fiel das schon mal raus. Eine chronologische Übersicht meiner Fahrzeuge in meinem 24-jährigen Leben glänzt eher mit gähnender Leere, da ich immer noch mit meinem ersten Auto umherfahre.
Ich setzte mich also hin und überlegte. Sehr lange. Als Robin dann neben mir saß und zum x-ten mal das selbe zu Porsche erzählte fiel es mir ein. Warum nicht über das Leben mit einem motorsportsüchtigen Freund schreiben-aus der Sicht der Freundin.
Ich denke, dass ich mit Sicherheit nicht die einzige Frau bin, die einen „Petrolhead“ (ja, so bezeichnen die sich wirklich) zum Freund, Bruder, Onkel oder Kumpel hat. Und während ich hier am PC sitze – mit meinen feuchtigkeitsspendenden Augenpads gegen Augenringe – erzähle ich euch etwas über meinen Alltag mit einem Petrolhead:
Sein erster Blick sobald er seine Augen morgens öffnet wird nicht lange in deine Augen sein. Nein. Zuerst wird das, mit Nachrichten überfüllte, iPhone in die Hand genommen und die gefühlt 84 Facebook- und WhatsApp-Gruppen der weltweiten Petrolheads nach relevanten und lebensnotwendigen Beiträgen durchforstet. Man könnte ja was wichtiges verpasst haben. Ach nein – Max Mustermann hat sich 18-er Felgen auf seinen 20 Jahre alten Astra ziehen lassen? Wahrscheinlich sind die Felgen mehr wert als das Auto, aber ich sage nichts, sonst wird mit dem Wert meiner „überdurchschnittlichen“ Anzahl an Beautyprodukten gekontert.
Sitzen wir dann beim Früstück, klebt das zerkratzte Handy an seinen Händen. Warum zerkratzt? Weil das fast neue iPhone den Schotterparkplatz beim Brünnchen auf der Nordschleife küsste. „Oh man ich muss unbedingt wieder was für die Seite posten. Über was könnte ich denn heute schreiben?“ Ist das sein ernst? Das fragt er mich? Das wäre genauso als würde ich ihn fragen, ob ich lieber Concealer auftragen sollte oder eine BB-Cream. Meine ideale Antwort ist meistens, ob es porschemäßig denn nicht was neues gibt. Das hört er gerne, da es seine liebste Automarke ist und ich weiß, dass es auch bei den Lesern ganz gut ankommt. Puh da ist seine Laune gleich wieder on top und wir können in Ruhe weiter frühstücken.
Sind wir dann mit dem Auto unterwegs, will er mir immer die Vorzüge seines Auris erklären. Sorry, aber ich hab nur den verstopften Dieselpartikelfilter im Sinn, wenn ich an dein Auto denke, weswegen mir ein ganzer Urlaubstag geraubt wurde. Immerhin weiß ich jetzt einige Fachwörter der Autoszene auf Englisch. Auf der Autobahn unterwegs, will er sich gerne beweisen und freut sich wie ein Auto (haha) wenn er leistungsstärkere Autos überholt. Ob er nun wirklich durch seine Fahrkünste schneller war oder ob der andere Fahrer einfach keinen Bock auf ein Rennen mit seinem Auto hatte sei erstmal dahingestellt.
Schlendern wir dann durch die Stadt, versuche ich meistens größere Parkplätze zu vermeiden. Warum? Damit er mir nicht von jedem fünften Auto das Baujahr, PS und besondere Eigenschaften erzählt. Aber: Nichts kommt gegen Porsche an! Das weiß ich mittlerweile auch. Besonders unangenehm für mich wird es dann, wenn er das Handy zückt und Bilder aus unterschiedlichsten Positionen und Winkeln von fremden Autos schießt. Meistens stehe ich peinlich berührt daneben und versuche gegenüber vorbeigehende Passanten cool zu wirken. Ich wollte doch eigentlich nur kurz ins dm.
Sind wir dann abends wieder Zuhause und wollen einen Film schauen, wird dann nochmal kurz in den Autogruppen die Lage und Neuigkeiten gecheckt. Dann noch eben eine Mail Anfrage beantworten. Anschließend wird nochmal der Blogentwurf überarbeitet und die Bilder des heutigen Tages fleißig bei Instagram und Co. promoted. Und natürlich nicht die Autogruppen dabei vergessen. Meistens bin ich schon eingeschlafen und werde mit einem „Schläfst du etwa schon?! Ich dachte wir gucken noch einen Film zusammen?“ geweckt. Ach hallo jetzt auf einmal? „Ich habe schon mal einen Film auf Amazon Video rausgesucht…“ na dreimal dürft ihr raten: Fast & Furious 7*
Bitte bedenkt, dass ich alles etwas überspitzter geschrieben hab. Natürlich liebe ich meinen Freund und seine Motorsportverrücktheit wirkt sich nicht nur negativ in unseren Alltag aus. Ich habe viele neue und spannende Sachen erleben dürfen, unter anderem eine Fahrt zur und auf der Nordschleife, was ich noch lange in Erinnerung behalten werde. Und dafür bin ich ihm sehr dankbar.