Im Vergleich mit Karamangas Porsche 991 GT3 RS und 997 GT3 RS war der 993 Carrera 4 für mich immer der uninteressanteste der drei 911er und sorgte bei mir für den nur für einen kleinen Anstieg der Herzfrequenz. Doch dass die beiden RS den kleinen so in den Schatten stellen, sollte sich vor kurzem ändern.
Die Ausgangssituation: Karamanga und ich waren auf eine Hochzeit eingeladen. Als er meinte, dass er mich mitnehmen könnte, dachte ich natürlich, dass wir den VW-Bus nehmen. Schließlich sollten Freundin und Kind auch mit kommen.
Während eines kurzen Telefonats in der Mittagspause erfuhr ich dann aber dass wir den gelben Porsche 911 Carrera 4 nehmen würden. Vier (oder besser 3,5) Personen in einem Porsche 911 der Baureihe 993? Ich war erstmal sehr skeptisch. Immerhin messe ich ja schon über zwei Meter und Karamanga ist auch nicht viel kleiner.
Doch siehe da: Hinter mir findet auch noch ein 8-jähriger Junge Platz. Ich sitze zwar dann mit den Knien auf Bauchhöhe, aber trotzdem recht bequem, ohne dass ich eingequetscht bin. Bei neueren Autos ist dort oft das Amaturenbrett oder das Handschuhfach im Weg.
Noch schnell die Sonnenbrillen aufgezogen und dann ging es auch gleich los.
Als wir an ein paar großen Rapsfeldern vorbei fuhren, dachte ich noch, dass das bestimmt ein echt gutes Fotomotiv wäre, aber leider standen wir etwas unter Zeitdruck. Dafür lässt es sich im Feierabendverkehr auch mit dem älteren 911er ganz gemütlich mit rollen.
Viel Zeit zum genießen des 911ers hatte ich allerdings nicht, denn wir waren recht schnell am Ziel. Beim Einfahren in die Tiefgarage wurde mir erstmal bewusst, wie sehr die Cargraphic-Abgasanlage dröhnt. Da macht der letzte luftgekühlte 911er doch recht gut Krach, allerdings ohne dabei zu nerven.
Die passende Klassiker-Parklücke hatten wir auch gleich gefunden: Neben einem Citroen DS (besser bekannt als „Die Göttin“) war noch ein Platz frei.
Ein paar Stunden später
Auf dem Heimweg erzählte Karamanga dann erstmal ein paar Geschichten. Zum Beispiel dass der gelbe 911er der Porsche ist, mit dem er bis jetzt die meisten Kilometer gefahren ist. Um die 140.000km sind es schon. Von den zahlreichen Abenteuern, die Karamanga mit diesem Modell erlebt hat zeugen die Aufkleber auf Türen und Scheiben. Vom „Dolomites Classic Run“ und vielen anderen Events werden wir in Zukunft bestimmt noch mehr erfahren.
Doch zurück zum Hier und Jetzt. Zu aller erst die schlechte Nachricht: Ein Porsche eignet sich nicht zum Klauen eines riesigen Deko-Ballons. (Sorry Ivonne ?)
Dank Allradantrieb, Hinterachslenkung und geringem Gewicht liegt der 993er aber auch ohne Helium-Ballon super auf der Straße und entlockt Fahrer und Beifahrer auch auf der Bundesstraße immer wieder ein Lächeln.
Die Hinterachslenkung funktionierte übrigens lange Zeit nicht. Erst das Team von Urwerk 1:1 aus Kaufungen konnte das Problem lösen.
Hinterm Steuer
Wieder zu Hause angekommen, hat Karamanga mir angeboten auch nochmal eine Runde mit dem luftgekühlten 911er um den Block fahren. Da konnte ich natürlich nicht nein sagen.
Also erstmal Sitz einstellen. Bei mir ist meistens recht einfach: Ganz nach hinten und ganz nach unten. Entweder passt es dann oder ich muss mich einfach mit meinen 2,03 Metern arrangieren.
Im Porsche 993 ist es eher Letzteres. Ich habe zwar genug Kopffreiheit, aber dennoch sitze ich zu nah am Lenkrad, sodass meine Knie ca. auf 5- und 7-Uhr-Position des Lenkrads hängen (siehe Foto).
Danach Zündung an – links und nicht rechts vom Lenkrad, da muss ich mich erst noch dran gewöhnen – und vorsichtig los gefahren.
Bei einer Runde um den Block konnte ich den Porsche auf die Schnelle natürlich nicht auf Herz und Nieren testen, aber eins steht fest: Das ist noch richtiges Autofahren und und es macht Spaß!
Die 272 PS des Sechszylinder-Boxermotors mit 3,6 Litern Hubraum sind, wie ich finde, ein gutes Mittelmaß zwischen lahm und übermotorisiert. Im Gegensatz zum 500 PS starken 991 GT3 RS muss man sich nicht ganz so viele Gedanken über Traktion und das voreilige Übertreffen der Höchstgeschwindigkeit machen.
Die Abgasanlage von Cargraphic bringt den Klang des Luftgekühlen noch besser rüber als die Serienanlage und fängt im Schubbetrieb sogar etwas an zu blubbern. Oder wie auch immer man diese Geräusche nennen mag. Ich denke ihr wisst, was gemeint ist.
Mit über 217.000 Kilometern auf der Uhr ist der Flachkäfer zwar nicht mehr der neueste, aber man merkt ihm diese Laufleistung nicht an. Karamanga behandelt seine Schätzchen eben vorbildlich.
Fehlt eigentlich nur noch der grüne 911 GT3 RS in der Reihe der Ausfahrten mit Karamangas Fuhrpark…