Bei einer Sache bin ich mir eigentlich ziemlich sicher: Früher oder später werden die schnellen GT3-Fahrzeuge, welche seit Jahren die Königsklasse in der VLN bilden, aus der Grünen Hölle verbannt und – vermutlich im Interesse der Kundensportabteilungen der Hersteller – die GT4 werden per Reglement zur neuen Top-Kategorie gemacht.
Wann früher oder später ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Diskussionen über die hohe Geschwindigkeit der Fahrzeuge wie Audi R8 LMS, Porsche 911 GT3 R und BMW M6 GT3 nahmen in den vergangenen Jahren stetig zu. Schon jetzt müssen die Teams die Fahrzeuge an das Reglement der VLN speziell anpassen. Unter anderem muss die Mindest-Bodenfreiheit für die Nordschleife von den Teams angehoben werden.
Nur etwa eine Woche vor den offiziellen Test- und Einstellfahrten (16. März) hört man von Seiten des DMSB, dass die Leistung der GT3 (SP9) sowie der Fahrzeuge in der SP-X (SCG 003) und SP-Pro (Lexus LC) nochmals begrenzt werden soll. Die FIA hat offenbar 5% weniger Leistung empfohlen, was ungefähr 30 PS entsprechen dürfte.
Was erstmal hat nicht so dramatisch klingt, hat weitreichende Folgen. Schon jetzt haben die GT3 Probleme auf den Geraden an seriennäheren Fahrzeugen bzw. den Teilnehmern aus den langsameren Klassen wie TCR, GT4, SP7, SP8 und Cup vorbei zu kommen. Diese könnten dieses Jahr laut Aussagen der Teams bis zu 30 km/h mehr Topspeed haben, während die GT3 in den Kurven deutlich schneller sind.
Ob diese Maßnahme die Sicherheit in der Grünen Hölle erhöht ist fraglich, denn schon jetzt müssen die GT3-Piloten häufig waghalsige Überholmanöver in den Kurven starten, da sie auf den wenigen Geraden wenig Chancen haben.
Lange Rede kurzer Sinn: Aus oben genannten Gründen sind die Teams wenig begeistert. Neben den fehlenden Argumenten für das große Budget, was der Einsatz eines GT3 Fahrzeugs benötigt, kosten auch die kurzfristigen Anpassungen an der Motorsoftware viel Geld.
Zudem kritisieren die Teams, dass nur die GT3-Fahrzeuge bzw. die Starter der SP9 in der Leistung beschnitten werden. Eine Einbremsung der nur wenig langsameren Fahrzeuge der SP7 oder Porsche-Cup Klasse etc. wäre erforderlich, um sich gegen diese deutlich günstigeren Fahrzeuge auch in Zukunft beweisen zu können.
So ist es zwar erstmal schockierend, aber absolut verständlich, dass bereits zwei bekannte Teams ihre Konsequenzen daraus gezogen haben.
Frikadelli Racing droht mit Aussteig nach dem 24h-Rennen
Das Traditionsteam Frikadelli Racing kündigte an, dass man sich nach dem 24h-Rennen im Juni aus der VLN bzw. von der Nordschleife verabschieden werde, sollte der DMSB weiter auf besagtem Kurs bleiben.
Zudem sieht Abbelen kritisch, dass zwar die Strecke durch ständige Verbesserungen und Umbauarbeiten immer schneller wird, aber die Fahrzeuge, welche zudem durch die Weiterentwicklungen der Hersteller immer besser werden, nicht schneller werden dürfen.
WTM sagt bereits jetzt ab
Zudem wird man die zwei Ferrari von WTM dieses Jahr gar nicht in der Grünen Hölle sehen. Georg Weiss kündigte an, dass das Wochenspiegel-Team bei VLN und beim 24h-Rennen (20.-23. Juni) seit 18 Jahren erstmals fehlen wird.
Laut gt-place.com werde man dafür unter anderem die 12h Spa, 24h Spa, 24h Barcelona und 9h Kyalami in Angriff nehmen.
Wie geht es weiter?
Es ist davon auszugehen, dass spätestens nach dem 24h-Rennen weitere Teams fehlen werden, sollte der DMSB keinen Kompromiss eingehen. Traditionell schrumpft das GT3-Feld in der zweiten Saisonhälfte sowieso schon, da das Jahreshighlight hinter den Teams liegt, aber ich könnte mir vorstellen, dass auch das eine oder andere Traditionsteam oder Privatteam sich genau überlegen wird, ob man weiter mit einem GT3 an den Start geht oder doch lieber einen GT4 oder SP7-Wagen einsetzt.
So könnte der Umstieg auf die GT4 als Königsklasse in der VLN vielleicht schon früher kommen, als wir alle denken.
Manthey Racing hat währenddessen eventuell schon eine Lösung für seine Kunden. Laut motorsport.com hat das Team bereits ein SP-Pro Paket für den 911er in Entwicklung, sodass man damit die GT3 ärgern könnte. Schon jetzt zählen die Porsche 911 GT3 Cup MR zu den schnellsten Fahrzeugen auf der Nordschleife. Fraglich ist aber, inwiefern der DMSB diese einstufen würde. Fahrer wie Uwe Alzen kratzen damit bereits jetzt an den 8:10 min.