Uns ist während des Rennwochenendes am Nürburgring (Fotostory) über Karamanga eine Beschwerde zugetragen worden, dass wir am Schwalbenschwanz zu sehr Grillen würden und man auf der Strecke nichts mehr sehen würde. Deswegen habe ich beschlossen der Sache mal auf den Grund zu gehen und die Herrschaften zu besuchen, die sich da über unser Fanverhalten beschwert haben. Ich bin fündig geworden und darf vorstellen: Marcel Lenerz, ein waschechter Bad Hersfelder.
Doch jetzt erstmal ganz von Anfang an. Wir sind beim ADAC Total 24h-Rennen 2019 (22./23. Juni), welches auf der Nürburgring-Nordschleife ausgetragen wird. Zwei mal rund um die Uhr gilt es auf der schwierigsten und legendärsten Rennstrecke der Welt zu überleben. Bei diesem Langstrecken-Klassiker werden nicht nur Geschichten geschrieben und harter Motorsport betrieben, sondern auch Technologien für die Straßenautos von morgen entwickelt.
An genau diesem Rennen nimmt nun Marcel Lenerz teil. Zum ersten Mal, wie er mir erzählt, als wir uns in der Box seines Teams Pixum Adrenalin Motorsport getroffen haben. “Wow, das erste 24h-Rennen. Da zählt bestimmt nur das Ankommen”, denke ich mir. Doch Marcel hat schon höhere Ziele. Der BMW M240i Racing, den er sich an diesem Wochenende mit dem Berliner Torsten Wolter und dem Italiener Francesco Merlini teilt, startet in der hart umkämpften Klasse des BMW M240i Racing Cup – hier treten nur baugleiche BMW M240i Racing an – nach einem starken Qualifying von Position fünf.
Zu dem Zeitpunkt als wir uns in der Boxengasse unterhalten, hat Marcel gerade seinen ersten Stint gefahren und das Auto an seinen Teamkollegen übergeben. Nun liegt die Mannschaft schon auf Rang 4 in der Klasse. Dementsprechend hoch sind die Ziele. Überhaupt ankommen sei zwar wichtig, aber ein Platz Podium wäre natürlich eine nette Krönung zum Abschluss des Wochenendes des Jahres.
Kurzer Steckbrief: Marcel Lenerz
Weil selbst ich als eingefleischter Motorsportfan aus der Nachbarstadt noch nie etwas von Marcel gehört habe (da sieht man mal, wie wenig Beachtung Motorsport in den lokalen Medien bekommt), bitte ich ihn sich kurz vorzustellen. Er erzählt, dass er zunächst die klassische Karriereleiter eines Formelpiloten durchlaufen hat. Dass er bereits als kleines Kind erstmals im Kart gesessen hat und 2007 (mit 10 Jahren) den Youngster-Cup Hessen/Thüringen Klasse 1 für sich entscheiden konnte. 2010 wurde er sogar Deutscher Meister im DMV Kart Championship Bambini – A –, in der nächsten Saison sogar deutscher Meister in der Klasse KF2 der höchsten Klasse im deutschen Kartsport.
2014 folgte der Umstieg vom Kart in das Formelauto. Zunächst in der Formel Renault und 2015 sogar in die Formel 4, wo er unter anderem Rennen gegen einen gewissen Mick Schumacher fuhr.
Danach wurde es zunächst etwas ruhiger, aber dieses Jahr möchte Marcel wieder voll durchstarten. Den Umstieg vom Formelsport zu ‚richtigen‘ Autos scheint er nicht zu bereuen. Er durfte dieses Jahr sogar schon beim 24h-Qualirennen im BMW M4 GT4 Platz nehmen und wird diesen auch wieder beim vierten Lauf zur Langstreckenmeisterschaft auf der Nürburgring-Nordschleife (kurz VLN) pilotieren. Fahrzeuge der GT4-Klasse bilden dort bekanntlich die zweite Liga nach den super-schnellen GT3 Fahrzeugen im hochkarätig besetzten Starterfeld, welches meist 150 bis 200 Fahrzeuge zählt.
Hier könnt ihr am Beispiel des Mercedes AMG GT mal die technischen Daten von Serienmodell, GT4 und GT3 vergleichen:
Übrigens: Viele halten Motorsport ja gar nicht für richtigen Sport, weil man sich ja selbst kaum bewegen müsse. Was ich aber schon von meinen Ausflügen als Touristenfahrer kenne, hat mir Marcel nochmal bestätigt: Damit Kondition und Konzentration während des Rennens auch bei bis zu 60 Grad im Cockpit nicht zu stark abschwächen, verbringt er viel Zeit im Fitnessstudio. Bis zu fünf Mal die Woche trainiert er.
Hartes 24h-Rennen
Zurück zum 24h-Rennen. Während Fahrer und Team gut in das Rennen gestartet waren, galt es in der Nacht einen harten Rückschlag zu verkraften. Nach einem Unfall mit einem anderen Teilnehmer verlor die Startnummer #241 40 Minuten durch Reparaturarbeiten und fiel auf Rang 6 in der Klasse zurück.
Trotzdem konnte sich das Trio bis zum Schwenken der Zielflagge wieder auf Rang 4 vorkämpfen. Ohne den Zwischenfall wäre sicher eine Platzierung auf dem Podium drin gewesen, aber so ist es eben im Motorsport.
Große Ziele
Marcels Karriere-Ziel ist klar: Berufsrennfahrer. Marcel Lenerz ist ohne Frage auf einem guten Weg dort hin, aber der Weg ist steinig und schwer. Wir werden in Zukunft versuchen mehr von Marcel zu berichten und halten euch über seinen Fortschritt auf dem Laufenden.
Wenn ihr sehen wollt, wie er sich morgen beim vierstündigen Rennen in der Grünen Hölle schlägt, solltet ihr ab 12 Uhr den Livestream auf YouTube einschalten.
Außerdem solltet ihr ihm selbstverständlich auf Instagram und facebook folgen und mal auf seiner Website marcel-lenerz.de vorbei schauen.
Fotos: Robin Laudemann, Marcel Lenerz/Team